Dorfchronik

Schlechte Zeiten


 

1749


Im Herbst dieses Jahres war eine bisher unbekannte Plage über das Frankenland gekommen. Ungeheuere Heuschreckenschwärme flogen aus Ungarn zu, wo sie unermeßlichen Schaden angerichtet hatten. Die fürtbischöfliche Regierung traf Maßnahmen zur Vertilgung der gefräßigen Gäste. Das Militär wurde aufgeboten. Die Soldaten luden mit Pulver und Sand und schossen so in die dichten Schwärme. Weil das Ungeziefer tagsüber fraß und nachts schlief, kam der Befehl, in der Nacht das Lager mit Stroh abzudecken und vor Sonnenaufgang anzuzünden. Aber erst die letzte Maßnahme war entscheidend: Nicht die Tiere, sondern die Nachkommen wurden vernichtet. Die Heuschrecken legten ihre Eier in zollgroßen Klumpen zusammen. Auf Befehl wurden diese gesammelt. Jede Familie hatte eine Metze voll an das Amt gegen eine Gebühr von 3 Batzen abzuliefern. Unglaubliche Mengen wurden auf diese Weise vernichtet und das Land vor noch größerem Schaden bewahrt.
In Ochsenfurt z.B. war die gesammelte Eiermasse so groß, daß ein 3 Fuder fassendes Faß (3 mal 900 l) damit gefüllt werden konnte.
 

1760

Am 6.Mai dieses Jahres war ein entsetzlicher Hagelschlag, "Schlossen so groß wie ein Spinnrad".

1805

Die Gemeindekasse hat 290 fl., 34 Kr. mehr Ausgaben als Einnahmen.
 

1806

Die Gemeindekasse hat 47 fl., 4 Kr. mehr Ausgaben als Einnahmen.
 

1807

Die Gemeindekasse hat 68 fl. mehr Ausgaben als Einnahmen.
 

1807

Der Kirchenchor braucht für sein Orchester notwendig eine Baßgeige. Weil der Gemeinderat kein Geld dafür hat, sammeln die musikfreudigen Oberstreuer den Betrag unter sich.
 

1816

war eine große Teuerung. Der Malter Weizen kostete 50 Gulden (50 mal rd. 2 M), Korn 32 fl., das Malter Wicken 20 fl., Hafer 12 fl., der 6 Pfund Laib Brot 1 fl., 20 Kr.
 

1817

Die Teuerung wächst. Die Gemeinde erhält die Auflage, ein Notmagazin im Mönchshof einzurichten. Weil sie dazu kein Geld hat, erhält sie von "der allerhöchsten Herrschaft" als Geschenk 45 Gulden und 13 Mltr. 8 Maß Weizen, 20 Mltr. 3 Maß Korn, 9 Mltr. 7 Maß Hafer und vom Gotteshaus Oberstreu 100 Gulden als Darlehen, 25 Gulden von der Hospitalverwaltung Mellrichstadt und 125 Gulden aus der Wechterswinkler Stiftung. Von dem Geld werden auf Anweisung des Amtes 118 Mltr. Brotgetreide gekauft. "Es soll zur Verbröderung der Dürftigen verwendet werden".
 

1817

Den Hungerjahren 1816/17 ging ein extrem trockenes Jahr voraus. Es folgten Jahre mit überreichen Niederschlägen und Überschwemmungen. Hungersnot, Epidemien und ein Massensterben waren die Folge. Das Korn stieg in kurzer Zeit von 4 auf 50 Gulden, das Mltr. Weizen von 8 auf 65 fl. Das Getreide kam aus Rußland. Wie immer in solchen Zeiten trieben gewissenlose Spekulanten die Preise ins Uferlose. Über die allergrößte Not halfen die Vorräte im Notmagazin des Mönchhofs. Erst mit der guten Ernte von 1817 hatte die größte Not ein Ende.
 

1818

kostete ein Paar Stiere, umgerechnet, 49,25 M
 

1835

Der Pächter des Gebsattel´schen Gutes, Johann Stark, kann seine Pacht nicht bezahlen und läßt sich vom Schultheiß bestätigen, daß in den Jahren der Kornsaat erfror und dazu die Sommerdürre nur eine halbe Ernte einbrachte.
In diesem Jahr ha die Gemeinde 3.175 fl., 18 Kr Schulden. Vom Amt wiederholt aufgefordert Quellen zur Tilgung zu melden, macht sie diesen Vorschlag: Das Gemeindebackhaus wird verkauft um 1.546 fl., die restigen 1.628 fl. werden durch Holzeinschläge, wenn das abgelehnt wird, durch Umlagen aufgebracht.
Gleichzeitig läuft ein Antrag von Pfarrer Erhard für eine größere Reparatur im Pfarrhaus. Voranschlag: 805 fl. Das Amt bestimmt, daß dazu die 350 fl., die für den dringenden Schulhausneubau deponiert sind, verwendet werden und der Rest von 455 fl. durch eine Kapitalaufnahme gedeckt werden sollen.
 

1836

muß die Gemeinde zum Schulhausneubau Grunstücke im Werte von 1.696 fl. verkaufen.
 

1838

Die Gemeinde fragt beim Amt an, wie sie die neuen Schulden von 438 fl. decken soll.

1844

wird die Gemeinde zu einer Spende für die Errichtung eines Pfründnerspitals in Würzburg aufgefordert, "lehnt ab wegen 1.850 fl. Schulden".
Protokoll vom 30.3: "Da durch die beiden Neubauten von Schule und Pfarrhaus dahier der Wald so bedeutend gelichtet wurde, daß für die Zukunft auf unvorhergesehene Fälle das Sparsystem eintreten muß, so wurde in der Gemeinderverwaltung beschlossen künftig für kleine Neubauten kein Holz und für den Hausbau weniger gegeben wird".
 

1846

Alle Bauern lehnen den Eintritt in die neu gegründete staatliche Hagelversicherung ab, weil sie die Prämie nicht zahlen können.
 

1850

zur Militärmusterung müssen 5 Burschen ihr Reisegeld nach Würzburg bei der Armenkasse beantragen.
 

1893

war die Trockenheit so groß - von Februar bis Juni hat es nicht geregnet - das es gar kein Futter gab. Heu wurde von Ungarn eingeführt, 8 M der Zentner.
 

1893

Bauern, die sonst 6 - 7 Stück Vieh hielten, hatten Mühe, eine Milchkuh durchzubringen. Es wurden in Massen zu Spottpreisen von 15 Pfennig und weniger das Pfund verkauft. Bahra, Streu und alle Brunnen waren versiecht. In Fässern wurde das Wasser bis nach Ostheim hinauf von den Eyersbergquellen geholt. Gerste und Hafer gingen erst nach einem starken Regen (18.Juli) auf, Korn und Weizen waren größtenteils abgestanden.