Der Bauernkrieg im Streugrund

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Ursprünglich waren alle Bauern frei. Für ihre Sicherheit mußten sie einen hohen Preis zahlen. Um den Schutz eines Herrn zu gewinnen, waren sie zu Leibeigenen geworden und damit auf Lebenszeiten mit Gut und Blut an ihren Herrn gebunden.

Der Bauernkrieg war von außen gesehen nur 3 Monate wilder Aufruhr von schlechtbewaffneten und schlechtberatenen Bauernhaufen. Entstanden war er aus der Sehnsucht von Generationen unterdrückter Bauern nach Freiheit des Leibes und des Geistes und nach einem menschenwürdigen Leben. In Schwaben waren die 12 Artikel aufgestellt worden, die die Abschaffung der Leibeigenschaft, ein unparteiisches Gericht, erträgliche Zehnten, Rückgabe des ehemaligen Gemeindegrundes von Fürsten und Klöstern und die Freiheit der Religion forderten. Diese wurde von dem jeweiligen Landesherrn bestimmt.


„Als Adam grub und Eva spann,
„wo war denn da der Edelmann?
Jetzt gibt es Schloß, Abtei und Stift
,Uns gilt nichts als die heilige Schrift.
Ein gleich Gesetz, das woll'n wir han'
vom Fürsten bis zum Bauersmann.
Und hören uns Reich und Kaiser nicht,
wir halten selber das Gericht".
(Lied aus dem Bauernkrieg)

Und so geschieht es.Überall im Lande brennen Klöster und Ritterburgen. Es werden Mönche und Ritter mit ihren Frauen und Kindern zu Tode gemartert. Den Führern, soweit sie anständige Menschen waren und das Rechte wollten, entglitten die empörten, zuchtlosen Haufen bald.

Die aufrührerischen Haufen des Amtes Mellrichstadt vereinigten sich mit dem Bildhäuser Haufen, der auf dem Wege nach Mellrichstadt die Unsiebener Kirche niedergebrannt und die heiligen Gefäße schändlich entweiht hatte. Ihr Zerstörungswerk setzten sie zusammen fort mit dem Niederbrennen der Lichtenburg, der Burg von Schwickershausen, von Mühlfeld, Nordheim i. Gr., von Bibra und der Osterburg. Am Dreißigackerberg bei Meiningen wurde schließlich das etwa 7000 Mann starke Bauernheer unter seinen Hauptleuten Hans Schnabel aus Münnerstadt, dein Leineweber Hans Scharr aus Burglauer und einem namens Schippel von dem Ritterheer unter Wilhelm von Henneberg und Herzog Hans von Sachsen geschlagen.

Das Strafgericht des Landesherrn, Fürstbischof Konrad v. Thüngen, war furchtbar. Am 2. Juli, einem Sonntag, war der Fürstbischof mit 7 Henkern, 300 Reitern und 400 Mann zu Fuß zur Erbhuldigung, d. h. zur Erneuerung des Untertaneneides nach Mellrichstadt gekommen. (Fries. Geschichte der Bischöfe von Würzburg) 5 der Anführer, unter denen auch der Pfarrer von Kissingen war, wurden durch das Schwert hingerichtet. Am nächsten Tag wurde vor dem Obertor in Mellrichstadt ein hohes Gerüst aufgestellt, auf dem die Hauptleute und eine Anzahl von Bauern hingerichtet wurden. Zwei Oberstreuer waren unter ihnen. Ihre Körper wurden in Spieß gestoßen und das Haupt obendrauf und also vor dem Tor aufgestellt". (Pf. Müller)

In Fladungen verloren 14 Bauern ihre Köpfe. Nach der Ostheimer Chronik wurden 57 Bauern die Augen ausgestochen.

Weil viele Bauern sich nicht dem schrecklichen Gericht übergeben wollten, waren sie außer Landes geflüchtet. Am Montag vor Andreastag erließ der Fürstbischof ein Verbot an deren Angehörige „denselben Unterschlupf und Hilfe zu gewähren und auch sonst Gemeinschaft mit ihnen zu haben, bei Verlust von Leib und Leben". (Franc. sacra) Selbst gedungene Knechte mußten gemeldet werden.

Durch Schätzer hatte der Fürstbischof feststellen lassen, was durch Brand und Raub an Schlössern, Klöstern und Kirchen für Schaden angerichtet worden war. Um diesen zu decken, ordnete er an, daß in jedem Haus jeder Eingesessene und der Beisasse (also pro Kopf, würden wir heute sagen), ob arm, ob reich auf 3 Jahresfristen 8 Gulden zu zahlen sind. Wer sich weigert, wird als Rebell angesehen und enteignet. Die Manns- und Weibspersonen, die ihren Irrtum nicht einsahen und widerriefen, wurden als Ketzer verbrannt.

Am 30. Juli wurden in der Pfarrkirche zu Mellrichstadt 162 fl. Strafgelder, am Freitag nach Andreas 500 fl. eingesammelt. Am 22. Februar 1526 mußten 417 Haushaltungen des Amtes je 21/2 fi. als 1. Frist des Entschädigungsgeldes erlegen.

Die Schadensvergütung brachte bittere Not in die Dörfer. Statt der erhofften Freiheit kamen die alten Lasten wieder und neue dazu.

Die Opfer des Bauernkrieges:

In der Schlacht bei Königshofen, Kreis Ochsenfurt gefallen 4000 Bauern
in der Schlacht bei Ingolstadt, Kreis Ochsenfurt gefallen- 5000 Bauern
im Schlosse von Ingolstadt, Kreis Ochsenfurt gefallen ----356 Bauern
bei der Belagerung der Würzburger Festung gefallen --------416 Bauern
Zahl der Hingerichteten 195 Bauern
Summe------------------------------------------------------10067 Bauern

Die verbotene und verfolgte Sekte der Wiedertäufer fand auch im Amt Mellrichstadt Anhänger, nachdem der Pfarrer Kaspar Prombst aus Mittelstreu zum Luthertum abgefallen und abgesetzt worden war. Die Wiedertäufer mußten „wenn sie ihre Torheit eingesehen hatten", einen grauen Rock tragen, auf dem vorn und hinten ein weißer Taufstein aufgenäht war. (Franc. sacra) Im Jahre 1525 wurde Hans Scharr, der Bauernführer aus Niederlauer wegen Wiedertäuferei hingerichtet.

Aus derselben Zeit meldet das Standbuch 429 vom Staatsarchiv in Würzburg von einem Johannes Hutt aus Bibra, der ein Anhänger des Hans Scharr und ein besonders fanatischer Werber für die Lehre der Wiedertäufer war: „Er (Hutt) verbarg sich etliche Zeit in Oberstreu und Niederstreu, wo er seinen Pfennig selbander verzehrte". Der Fürstbischof befahl allen seinen Ämtern „daß der böse Teufel verhaftet werde". Im Jahre 1531 kamen 3 Mitteistreuer ins Gefängnis. Einer davon mußte 30 Gulden Strafe zahlen, weil er eine Schmähschrift an das Pfarrhaus geheftet hatte. Wer widerrief, wurde nur geköpft, sonst verbrannt.

In derselben Sache interessiert noch folgendes: Ein Endres v. d. Kere war unter dem Grafen Wilhelm v. Henneberg sein Burgvogt auf Schloß Mainberg bei Schweinfurt. Dort waren nach dem Bauernaufstand die gefangenen Wiedertäufer festgesetzt. Der Henneberger ließ seinem Burgvogt freie Hand über sie, die durch einen Erlaß des Kaisers Karl V. zum Tode verurteilt waren. Endres lieferte sie nicht dem Fürstbischof aus, sondern gab ihnen nach „erträglicher" Bestrafung die Freiheit.

Das Ende des Bauernkrieges ist bekannt. Es war viel schlimmer geworden für die Bauern. Ein Vers aus jener Zeit sagt davon:

„Schnabel, Scharr und Schippel (die 3 Bauernführer im Streugrund)
brachten die Bauern aus gefütterten Röcken
in einen armseligen Kittel".